Diplomarbeit aus dem Jahr 2004 im Fachbereich Soziologie - Politische Soziologie, Majoritäten, Minoritäten, Note: 1,7, Humboldt-Universität zu Berlin (Institut für Sozialwissenschaften), Sprache: Deutsch, Abstract: Masse, Markt und Alltäglichkeit sind Begriffe, die dem Konzept der amerikanischen Popular Art gerecht werden können. Roy Lichtenstein und Andy Warhol, als zwei ihrer prominentesten Vertreter, holten durch Provokation mit dem Trivialen die darstellende Kunst von ihrem Sockel der 'Hohenkünste' in die Welt des Alltags einer demokratisierten westlichen Welt. Ihr Kunstkonzept, bevor es als fetischisierte corporate identity den Markt eroberte, basierte auf der bewussten Provokation mit alltäglichen Inhalten oder auf der Veralltäglichung vormaliger gehobener Sinnzusammenhänge. Eine inhaltliche Profanisierung der Malerei, die an die Stelle von Heiligen oder Herrschern den privaten Alltag durchschnittlicher Menschen stellt, bestimmt das Werk Lichtensteins. Portraits von Männern und Frauen, die in Sprechblasen einen kurzen Einblick in ihre privatistische Beziehungswelt geben, sind im als trivial geltenden Comic-Stil aufbereitet. Der Stil stellt die Antithese zur Werksästhetik bürgerlicher Kunst dar, verweist er doch auf die Anonymität unbekannter Zeichner und die technische Reproduzierbarkeit billiger Hefte. Als Beispiel für die Veralltäglichung gehobener Sinnzusammenhänge können die in knalligen Farben aufbereiteten Drucke Warhols gelten, die Mao Tse-tung in eine Reihe mit Marilyn Monroe stellen. Warhols und Lichtensteins Produktionen gelten gerade auch deshalb als Kunst, weil sie die High-Art radikal und plakativ in Frage stellten und diese mit den Mitteln der Low-Art bis in den Kitsch transszendierten. Natürlich wurden sie für ihre Entweihungen der hohen Kunst entlohnt: Die auf Grund ihrer trivialen Inhalte voraussetzungslose individuelle Zugänglichkeit machten sie zum künstlerischen Standartgut der modernen Weltgesellschaft und trieben die Preise ihrer Bilder und die Anzahl ihrer wie auch immer gearteten Reproduktionen in schwindelerregende Höhen. Ergibt sich der künstlerische Wert Warhols und Lichtensteins eher aus ihrem Platz innerhalb eines Diskurses der Kunst über ihre Grenzen, so ist ihr marktlicher Wert der Perfektionierung eines Prinzips zu verdanken, dessen Funktionsprinzipien bei Alexis de Tocqueville und Theodor W. Adorno grundsätzlich untersucht werden.
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