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Analyse des Investitionsstandorts Mexiko

Betrachtung des Investitionsumfelds für deutsche Direktinvestitionen

AutorTina Scheerle
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2008
Seitenanzahl123 Seiten
ISBN9783640170319
FormatePUB/PDF
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis31,99 EUR
Diplomarbeit aus dem Jahr 2008 im Fachbereich BWL - Sonstiges, Note: 1,7, Hochschule Schmalkalden, ehem. Fachhochschule Schmalkalden, Veranstaltung: Internationale Wirtschaftsbeziehungen, 86 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, ein möglichst breites Feld für die derzeitigen Bedingungen ausländischer Direktinvestitionen in Mexiko zu untersuchen. Die Standortqualität wird anhand einer Analyse wirtschaftlicher, politischer, rechtlicher sowie kultureller Faktoren bewertet. Hierbei wird das Datenmaterial mit dem alternativer oder konkurrierender Investitionsstandorte verglichen. Potentiellen deutschen Investoren werden konkrete Anhaltspunkte geliefert, wie sich Mexiko im internationalen Wettbewerb präsentiert. Somit soll ihre Standortentscheidung erleichtert werden. Bei der Untersuchung des Investitionsumfelds werden konkrete Investitionschancen genannt. Nach einem kurzen theoretischen Teil beschäftigt sich Kapitel zwei mit den Direktinvestitionsströmen des Staates und deren struktureller und regionaler Verteilung. Dabei wird insbesondere auf deutsche Direktinvestitionen in Mexiko eingegangen. Gegenstand des dritten Kapitels ist eine umfassende Analyse der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in Mexiko, um das ökonomische Risiko zu beurteilen. Zunächst werden die wichtigsten makroökonomischen Größen hinsichtlich ihrer Stabilität untersucht. Anschließend folgt eine Betrachtung der Verkehrs- und Kommunikationsinfrastruktur und der Energie- und Wasserwirtschaft sowie der außen-wirtschaftlichen Beziehungen Mexikos. Im Rahmen des vierten Punktes wird das politische Umfeld dahingehend untersucht, ob die Rechte und das Eigentum der Direktinvestoren durch politische Instabilität gefährdet sind. Das fünfte Kapitel informiert über die rechtlichen Rahmenbedingungen, die für eine Direktinvestition maßgeblich sind. Geprüft wird hierbei, welche Aspekte im Auslandsinvestitions-, Arbeits- und Steuergesetz eine investitionsfördernde bzw. -hemmende Wirkung haben. Im sechsten Kapitel wird darauf eingegangen, inwiefern kulturelle Einflüsse die Wettbewerbsfähigkeit Mexikos beeinflussen. Weiterhin soll festgestellt werden, ob kulturelle Unterschiede zwischen Deutschland und Mexiko sich positiv oder negativ auf den Markteintritt deutscher Investoren auswirken. Die Ergebnisse dieser Arbeit werden im Kapitel sieben anhand eines Chancen-Risiken-Profils zusammengefasst.

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Leseprobe

2 Umfang und Entwicklung der Direktinvestitionen in Mexiko


 

2.1 Begriffliche Grundlagen


 

In der Volkswirtschaftslehre werden Direktinvestitionen neben Portfolio-Investitionen[1] als eine Form von Auslandsinvestitionen bezeichnet. In der Literatur wird für Direktinvestitionen

 

auch häufig der Begriff „Ausländische Direktinvestitionen“ (FDI) verwendet. Es handelt sich bei einer Direktinvestition um einen Kapitalexport durch Wirtschaftssubjekte eines Landes in ein anderes Land. Dabei wird das Ziel verfolgt, Immobilien zu erwerben, Betriebsstätten oder Tochterunternehmen zu gründen, ausländische Unternehmen zu erwerben oder sich an ihnen mit einem Anteil zu beteiligen.[2] Eine Direktinvestition wird als langfristige Kapitalanlage verstanden, wobei der Investor direkten Einfluss auf die Tätigkeit bzw. Geschäftsführung des Unternehmens nimmt. Während Portfolio-Investitionen auf dem Kapitalmarkt erworben werden, werden Direktinvestitionen unmittelbar zwischen Investor und Unternehmen abgewickelt.[3]

 

Sowohl mexikanische als auch deutsche Ämter richten sich bei der Definition von Direktinvestitionen nach dem Internationalen Währungsfonds (IWF). Der IWF definiert Direktinvestitionen als „international investment by an entity resident in one economy in another economy that is made with the objective of obtaining a lasting interest.” Dies impliziert eine langfristige Beziehung zwischen dem Investor und dem Unternehmen. Als langfristig gilt hierbei eine Investition mit einer Bindungsdauer von mindestens einem Jahr. Es handelt sich um eine Direktinvestition, wenn 10% oder mehr Anteile oder Stimmrechte am gebietsfremden Unternehmen gehalten werden.[4]

 

Eine Direktinvestition ist langfristig ausgerichtet und der Investor übt einen entscheidenden Einfluss auf die Unternehmenspolitik aus.

 

Die Motive für Direktinvestitionen sind vielfältig. Eine große Bedeutung haben markt- und absatzorientierte Beweggründe. Diese liegen in der Erschließung und Erhaltung von Absatzmärkten, aber auch in der Größe und Dynamik des Auslandsmarktes. Kosten- und ertragsorientierte Motive sind durch günstigere Faktorpreise im Zielland zu begründen. Außerdem beeinflussen auch die Absicherung politischer Risiken durch Garantien für Kapitalanlagen im Ausland, das Umgehen von Handelsschranken, wettbewerbsrechtliche Vorschriften, eine tragfähige Infrastruktur, die Sicherung der Lieferung von Rohstoffen oder Vorprodukten und Steuervorteile im Ausland die Investitionsentscheidung. Durch das Tätigen von Direktinvestitionen verfolgen Unternehmen weiterhin das Ziel, die Wettbewerbsfähigkeit der eigenen Produkte durch Auslagerungen von Teilen der Wertschöpfungskette zu stärken.[5]

 

2.2 Formen von Direktinvestitionen


 

Für den Markteintritt stellt sich dem Investor die Frage, in welcher Form und wie stark er sich international betätigen will. Die in der Praxis am häufigsten gewählten Investitionsformen sind das Joint Venture oder die Gründung eines Tochterunternehmens.

 

Unter der Bezeichnung Joint Venture versteht man wörtlich übersetzt „Gemeinschafts-unternehmen“. Hierbei handelt es sich um Unternehmensgründungen bzw. Kooperationen von mindestens zwei rechtlich und wirtschaftlich unabhängigen Partnern. Joint Ventures werden besonders von Klein- und mittelständischen Unternehmen als Internationalisierungsstrategie gewählt. Dabei werden spezifische Vorteile und Kenntnisse der jeweiligen Unternehmen in Verbindung gebracht. Während das Auslandsunternehmen z.B. technisches Know-how und den Zugang zur Finanzierung einbringt, können bürokratische Hürden durch die Marktkenntnisse des ausländischen Partners einschließlich seiner Vertriebsstrukturen und personellen Verbindungen angegangen werden. Weitere Vorteile des Joint Ventures sind Kosten- und Risikoreduzierung. Um Schwierigkeiten bei der Führung zu vermeiden, sollte die Entscheidungsbefugnis für spezifische Unternehmensbereiche unter den Partnern klar aufgeteilt werden.[6]

 

Im Gegensatz zum Joint Venture bietet eine Tochtergesellschaft den Vorteil der alleinigen Entscheidung und dem Schutz der Technologie im eigenen Unternehmen. Für die Gründung einer Tochtergesellschaft sollte der Investor verschiedene Vorraussetzungen wie hinreichende finanzielle Mittel, gute Marktkenntnisse, hohe Risikobereitschaft und Erfahrungen im internationalen Handel erfüllen. Die Tochtergesellschaft ist gegenüber der Muttergesellschaft rechtlich unabhängig und der Anteil am ausländischen Kapital kann bis zu 100% betragen. Dabei muss die Tochtergesellschaft eine im Gastland gültige Gesellschaftsform haben. (Vgl. Punkt 5.1.4). Die Gesellschaftsgründung ist aufgrund hoher Kosten und Risiken eher für größere Unternehmen mit einer guten Marktposition geeignet.

 

2.3 Überblick und Struktur der Direktinvestitionen in Mexiko


 

Im Jahr 2007 bestanden in Mexiko 38.311 Unternehmen mit ausländischer Kapitalbeteiligung. Nach Herkunftsländern stammt mehr als die Hälfte des investierten Kapitals aus den USA. Den zweiten und dritten Rang nehmen Spanien und die Niederlande ein. Deutschland belegt mit ca. 2% den sechsten Platz.[7] Das tatsächliche Ausmaß deutscher Direktinvestitionen dürfte in der Realität höher liegen, da viele deutsche Unternehmen über ihre US-amerikanischen Tochtergesellschaften Investitionen in Mexiko tätigen. Diese Transaktionen erscheinen in der offiziellen Statistik nicht als deutsche, sondern als US-amerikanische Auslandsinvestitionen.[8] Auffällig ist der hohe Anteil niederländischer Direktinvestitionen in Mexiko. Erklären lässt sich dies dadurch, dass die Niederlanden während der 90er Jahre viel stärker an der Privatisierung von Staatsunternehmen in Lateinamerika sowie an der Übernahme lateinamerikanischer Privatunternehmen beteiligt gewesen ist, als Deutschland.[9]

 

Im Anhang II sind die Zuflüsse der Direktinvestitionen in der letzten Dekade abgebildet. Betrachtet wird jeweils der Anteil von Neuinvestitionen, Reinvestitionen sowie konzerninternen Investitionen und Übertragungen. Es fällt auf, dass die Neuinvestitionen im Jahr 2001 sprunghaft angestiegen sind. Zurückzuführen ist dies auf die Übernahme von Banamex durch die Citibank Group, die allein 12,4 Mrd. US-Dollar der Direktinvestitionszuflüsse ausmachte.[10] Seitdem zeigt die Entwicklung der Direktinvestitionen einen moderaten Entwicklungstrend auf. Das Ansteigen der Direktinvestitionen ist ein Anzeichen dafür, dass Investoren Vertrauen in die mexikanische Wirtschaft setzen. Im Jahr 2006 erreichte der Bestand an Direktinvestitionen 236,2 Mrd. US-Dollar (Abb. I). Wegen der abgeschwächten Weltkonjunktur wird für das Jahr 2008 mit einem leichten Rückgang der Investitionen gerechnet.[11] Direktinvestitionen haben in Mexiko einen hohen Stellenwert. Mit einem Zufluss von insgesamt etwa 23 Mrd. US-Dollar an ausländischem Kapital im Jahr 2007 waren Direktinvestitionen der drittgrößte Einnahmeposten der mexikanischen Regierung. Größere Einnahmen wurden durch die Erdölexporte (ca. 38 Mrd. US-Dollar) und Überweisungen von in den USA lebenden mexikanischen Immigranten (etwa 24 Mrd. US-Dollar) erzielt.

 

Im internationalen Vergleich nahm Mexiko im Jahr 2006 Rang 14 unter den Empfängerländern von Direktinvestitionen ein (Abb. I). Unter den lateinamerikanischen Staaten ist Mexiko das Land mit den meisten Zuflüssen an Direktinvestitionen und liegt somit vor Brasilien und deutlich vor Chile. Dies belegt die hohe Bedeutung Mexikos als Investitionsstandort.

 

Abbildung I: Empfängerländer von Direktinvestitionen im Jahr 2006

 

 

Quelle: Eigene Darstellung nach World Factbook 2007[12]

 

2.4 Deutsche Direktinvestitionen in Mexiko


 

In der Vergangenheit ist ein großer Teil der deutschen Direktinvestitionen in die USA geflossen. Im Jahr 2005 entfielen etwa 30% aller deutschen Direktinvestitionen auf die Vereinigten Staaten. Knapp über die Hälfte aller deutschen Direktinvestitionen wurden in den Staaten der Europäischen Union getätigt. Besonders umfangreich fallen die Investitionen in den Niederlanden und im Vereinigten Königreich aus.[13] Die Rolle Mexikos als Investitionsstandort ist hingegen noch gering. Deutsche Investitionen nahmen in Mexiko in den letzten Jahren tendenziell zu, sind aber angesichts des wirtschaftlichen Gewichts und der wachsenden Integration Mexikos mit den USA eher noch dürftig. Ende 2007 bestanden 1067 Unternehmen mit deutscher Kapitalbeteiligung, was nur 2,8% der insgesamt 38.311 registrierten Auslandsunternehmen entsprach.[14] Von 1999 bis 2007 stiegen die Zuflüsse deutscher Direktinvestitionen mit Ausnahme des Jahres 2001 kontinuierlich an. Insgesamt sind in diesem Zeitraum kumuliert ca. 3,1 Mrd. US Dollar aus Deutschland eingeflossen.[15] Eine Erklärung für den Rückgang der Direktinvestitionen im Jahr 2001 ist das Einsetzen der Rezession in den USA und die verlangsamte Entwicklung der Weltwirtschaft. Für die Zukunft wird mit einer wachsenden Bedeutung deutscher Direktinvestitionen in Mexiko...

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