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Arbeitspausen gesundheits- und leistungsförderlich gestalten

AutorAndrea Lohmann-Haislah, Johannes Wendsche
VerlagHogrefe Verlag GmbH & Co. KG
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl177 Seiten
ISBN9783844425536
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis26,99 EUR
Durchschnittlich mehr ältere Beschäftigte, einhergehend mit regionalem und berufsspezifischem Fachkräftemangel, aber auch späteres Renteneintrittsalter bei gleichzeitig steigenden psychischen Anforderungen - dies beschreibt in groben Zügen den Wandel von Arbeit und Gesellschaft hierzulande. Diese Entwicklungen begründen, warum Unternehmen zukünftig in viel höherem Maße auf Erhalt und Förderung von Gesundheit und Leistungsfähigkeit ihrer Beschäftigten achten müssen, nicht zuletzt auch, um ihre Wettbewerbsfähigkeit nachhaltig sichern zu können. Eine optimale Pausengestaltung kann dazu einen wichtigen Beitrag leisten. Wie das in der betrieblichen Praxis aussehen kann, möchte dieses Buch zeigen. Ausgehend von einem Rahmenkonzept zu Einflussgrößen und Wirkmechanismen von Arbeitspausen werden in diesem Band Methoden zur Analyse und Bewertung der Pausenorganisation dargestellt. Die wissenschaftlichen Grundlagen zur Pausenorganisation werden leicht verständlich aufbereitet und durch konkrete Gestaltungsvorschläge anwendbar gemacht. Rechtsverbindliche Regeln und gesetzliche Anforderungen an die Pausengestaltung sind dabei ebenso Gegenstand dieses Bandes wie wissenschaftlich belegte Gestaltungsempfehlungen für verschiedene Merkmale der Pausenorganisation. Abschließend werden Möglichkeiten zur Evaluation von Umgestaltungsmaßnahmen einschließlich Kosten-Nutzen-Analysen beschrieben. Tools und einfache Checklisten zeigen praxisnah, wie die Organisation von Pausen im Betrieb optimiert werden kann. Das im Anhang des Bandes abgedruckte Screeningverfahren 'Pausencheck' ermöglicht die Analyse und Bewertung der gesundheits- und leistungsförderlichen Gestaltung des Pausensystems in einem Arbeitsbereich.

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Leseprobe

|27|2 Theoretischer Überblick


Wie wir gesehen haben, können Pausen unterschiedlichste Funktionen erfüllen – neben der Erholung können sie z. B. auch zum Tätigkeitsausgleich, zur Arbeitszeitgliederung, zur sozialen Interaktion oder zur Wahrnehmung kultureller und individueller Bedürfnisse dienen. Je nach Funktion gehen Pausen mit sehr unterschiedlichen Wirkungen einher: Neben der Entmüdung wirken Pausen so beispielsweise auf die Motivation, die Emotion sowie auf die Kognition und das Lernen. Demzufolge finden sich auch eine ganze Reihe theoretischer Modelle aus der Arbeitszeit-, Belastungs- und Beanspruchungs-, Erholungs-, Motivations-, Emotions-, Kognitions- sowie Lernforschung, die Begründungen zur Wirkung unterschiedlichster Organisationselemente von Pausen (z. B. Pausenregime, Bezahlung von Pausen, Pausenauslösung, Pauseninhalt und Pausenort) liefern.

Im folgenden Kapitel werden zunächst diese unterschiedlichen Pausenorganisationselemente vorgestellt, die sich dann auch in einem integrativen Rahmenkonzept zu den Wirkungszusammenhängen bei Pausen wiederfinden. Dabei geht es nicht nur um die Erläuterung des hauptsächlichen Wirkungsmechanismus von Arbeitspausen, sondern auch um die Wechselwirkungen mit dem Arbeitssystem und den Einfluss individueller Merkmale. Im Anschluss daran werden die entsprechenden theoretischen Modelle und Grundlagen erläutert, um diese unterschiedlichen Wirkungen zu erklären.

2.1 Organisationselemente von Pausen und ihre Einbettung in ein Rahmenkonzept


Sowohl für den Überblick im Kontext der Forschung als auch für Interventionen bei der Pausengestaltung in betrieblichen Zusammenhängen ist ein systematisierender Überblick über Pausenorganisationselemente, also über mögliche Stellschrauben, hilfreich (s. Tabelle 2). Denn solche Elemente der Pausenorganisation stellen die eigentlichen Bestimmungsstücke eines Pausensystems dar – je nach Ausprägung einzelner Merkmale des jeweiligen Organisationselements sind unterschiedliche Pausenwirkungen möglich (vgl. dazu auch Kapitel 3).

Bei Sichtung einschlägiger Pausen- und Erholungsliteratur finden sich allerdings – ebenso wie bei den Pausenarten oder den Erholungsfunktionen – je nach Autor unterschiedliche Strukturierungen und Benennungen dieser einzelnen Merkmale (vgl. z. B. Krajewski, 2009), sodass die hier folgende Darstellung beispielhaften Charakter hat, ebenso wie die genannten Beispiele möglicher Ausprägungen.

Nicht vergessen werden sollte, dass solche Stellschrauben ihrerseits aber auch in formale (z. B. Gesetze, Verordnungen, Tarifverträge, Betriebsvereinbarungen) und betriebliche Rahmenbedingungen und -prozesse (z. B. Erholungskultur, Betriebliches Gesundheitsmanagement, Gefährdungsbeurteilung) eingebunden sind. Diese haben zwar auch einen Einfluss auf die Wirkung von Pausen, sie sind jedoch vom betriebli|28|chen Praktiker unter Umständen nur eingeschränkt beeinflussbar, z. B. weil sie in anderen Funktions- und Kompetenzbereichen angesiedelt sind. Des Weiteren ist zu berücksichtigen, dass es auch individuelle Merkmale der Beschäftigten gibt, die sowohl die Bedarfe als auch die Wirkungen von Pausen beeinflussen können (z. B. Alter). Dies verdeutlicht auch das in Abbildung 2 dargestellte Modell zu den Wirkungsmechanismen von Arbeitspausen.

Tabelle 2: Organisationselemente von Arbeitspausen

Organisationselement

Merkmal

Mögliche Ausprägungen (Beispiele)

Zeit

(Gesamt-)Pausenlänge

Keine Pause bzw. Pausenausfall vs. zwei Stunden am Mittag

Pausenintervall

Eine Pause pro Tag vs. Pausen alle zwei Stunden

Pausenanzahl

1 × 30 Minuten vs. 2 × 15 vs. 3 × 10 Minuten

Stabilität

Immer mittags um 12 Uhr vs. jeden Tag anders

Vorhersehbarkeit

Am Morgen wissen, wann Pause sein wird vs. Pause zufällig, wenn es in die Arbeitsorganisation passt

Tätigkeit

Pauseninhalt

Essen mit Kollegen vs. Spaziergang vs. Einkauf erledigen vs. Meditation

Soziale Bedingungen

Allein vs. mit Kollege(n)

Umgebung

Pausenort

Pausenraum vs. Park vs. Schreibtisch

Physikalische Bedingungen

Ruhig vs. laut; warm vs. kalt

Formalisierung

Legitimität

Formelle offizielle Mittagspause vs. maskierte illegitime Pause

Partizipationsmöglichkeiten

Pausen sind vorgegeben vs. Team organisiert selbständig das Pausensystem

Pausenauslösung

Keine Auslösung vs. Signal, Glocke

Bezahlung der Pausenzeit

Unbezahlte gesetzliche Ruhepause = Nacharbeiten vs. bezahlte Erhol(ungs)zeit

Freiheitsgrade

Pausenzeitpunkt selbstbestimmt vs. Pause pünktlich von 12 Uhr bis 12:30 Uhr

|29|Die Ausgestaltung der Pausenorganisation ist zunächst von formalen Rahmenbedingungen bestimmt (s. Feld A, 1. Absatz in Abbildung 2), wie z. B. der Mindestpausendauer laut Arbeitszeitgesetz oder Festlegungen aus Tarif- oder Betriebsvereinbarungen (vgl. Wegge et al., 2014). Zusätzlich sind Pausen aber auch in betriebliche Rahmenbedingungen eingebettet (s. Feld A, 2. Absatz), wie z. B. Möglichkeiten zur Partizipation bei der Gestaltung der Arbeitspausen, Verfahren und Vorgehensweisen zur Funktionsprüfung des Pausensystems oder die Erholungskultur im Unternehmen.

Abbildung 2: Rahmenkonzept zu Einflussgrößen und Wirkungsmechanismen von Arbeitspausen (in Anlehnung an Wendsche & Wegge, 2014)

Der eigentliche Effekt von Pausen liegt dann in ihrer direkten Wirkung als Puffer zwischen Belastungsfaktoren (I)...

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