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E-Book

Auf dem Weg zur Positiven Erziehung

Negative und positive Erziehung in Vergangenheit und Gegenwart

AutorKarl-Heinz Ignatz Kerscher
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2010
Seitenanzahl71 Seiten
ISBN9783640769599
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis11,99 EUR
Fachbuch aus dem Jahr 2010 im Fachbereich Pädagogik - Geschichte der Päd., , Sprache: Deutsch, Abstract: In diesem Buch wird der Versuch unternommen, die Kluft zwischen der weltweiten Bewegung des Positiven Denkens und der akademischen Vorbehalte gegen populaere Selbsthilfelehren zu ueberbreucken. Der Text hat seine Motivation und Impulse durch die praktische Lehrtaetigkeit des Autors an Norddeutschen Volkshochschulen zum Positiven Denken einerseits und seiner Lehr- und Forschungstaetigkeit an der Leuphana Universtaet zu Lueneburg andererseits erhalten. Weit wird der gedankliche Bogen gespannt von der Fruehzeit der Menschheit ueber die Antike bis zur Gegenwart. Moderne demokratische Erziehung wacht gerade aus einem Alptraum an Kindesvernachlaessigung, Kindesmisshandlungen und Kindesmissbrauch auf. Es lassen sich evolutionaere Tendenzen zu einer unterstuetzenden, liebevollen und geduldigen Erziehung ausmachen. Positives Denken in Paedagogik und Erziehung mag zwar eine unerreichbare Utopie sein, sie stiftet jedoch Sinn und Hoffnung.

Prof. Dr. phil. Karl- Heinz Ignatz Kerscher Geboren 1943 in Hamburg; Universitätsstudium Volkswirtschaft, Soziologie, Erziehungswissenschaft, Kunst, Jura und Sozialpädagogik; Ausbildung zum Volks-, Realschul- und Waldorfschul-Lehrer, Promotion zum Dr. phil.; Professor der Leuphana Universität zu Lüneburg im Ruhestand; Pionier der emanzipatorischen Sexualpädagogik, namhaftester Vertreter der Postmodernen Pädagogik; Erziehungswissenschaftler, Sexualforscher, Hochschuldozent, fachwissenschaftlicher Sachbuchautor, Zirkusdirektor beim Circus Tabasco, Feuerläufer, Straßenmusiker, Senioren-Residenz-Entertainer, ehrenamtlicher Lektor auf Kreuzfahrtschiffen, Neueste Publikationen: 'Kreativ und Innovativ. Bausteine Postmoderner Pädagogik.' München 2011. 'Fasziniert und Aktiviert. Intentionen Postmoderner Pädagogik.' München 2011. 'Kulturell und Intellektuell. Perspektiven Postmoderner Pädagogik.' München 2012. 'Tolerant und Human. Leitideen Postmoderner Pädagogik.' München 2012. 'Lustbetont und Sinnenfroh. Positionen Postmoderner Sexual-Pädagogik.' München 2012. 'Schaffensfroh und Qualifiziert. Akzente Postmoderner Pädagogik.' München 2013. 'Orientierungssuche postmoderner Pädagogik. Zwischen Bangen und Hoffen.' München 2013. 'Peace Education. Ideas for a Postmodern Pedagogy.' München 2013. 'Pazifistisch und Altruistisch. Leitsterne Postmoderner Pädagogik.' München 2013. 'Weltraum Pädagogik. Erziehung und Bildung im Zeitalter der Raumfahrt.' München 2014. 'Space Education. Pedagogy in the Era of Space Missions.' München 2014.

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Leseprobe

2.   Die Entstehung negativer Impulse in der Erziehung

 

James DeMEO hat in seinem Werk mit dem Titel „SAHARASIA“ (1998) die weltweiten geographischen Muster repressiver, traumatisierender, gewalttätiger, schmerzerzeugender, charakterlich verhärteter, patristischer Verhaltensweisen und sozialer Institutionen, welche die Bindung zwischen Mutter und Kind sowie zwischen Mann und Frau zerstören, anhand einer systematischen Analyse anthropologischen Datenmaterials von 1170 eingeborenen Subsistenzkulturen ermittelt zueinander in Beziehung gesetzt.

 

Nach Abschluss der Kartographierung zeigte sich, dass der extrem trockene Wüstengürtel, der sich von Nordafrika über den Nahen Osten bis nach Zentralasien erstreckt, und dem DeMEO den Namen SAHARASIA gegeben hat, die größte Verbreitung der radikalsten patristischen Verhaltensweisen und sozialen Institutionen des Planeten Erde aufweist.

 

In Gebieten mit dem größten Abstand  zu SAHARASIA , wie in Ozeanien und in der Neuen Welt, besonders in Amazonien, finden sich die sanftmütigsten, charakterlich lebendigsten , offensten, matristischen Verhaltensformen, welche die Bindung zwischen Mutter und Kind sowie zwischen Mann und Frau fördern und schützen.

 

Eine systematische Sichtung archäologischer Funde und historischer Dokumente deutet auf eine anfängliche Entwicklung des Patriarchats um 4.000 v. Chr. In SAHARASIA hin, auf einen tiefgreifenden ökologischen Wandel von einem relativ feuchten Klima mit Savannenlandschaften und Wäldern zu trockenen Wüstenbedingungen.

 

Siedlungsmuster und Wanderungsbewegungen patristischer Völker wurden von ihren ursprünglichen Heimatgebieten in SAHARASIA nachgezeichnet, um das spätere Auftreten des Patrismus in Regionen außerhalb SAHARASIAS zu erklären.

 

Beweise für die Existenz matristischer Verhältnisse vor dem Einsetzen trockener Klima-bedingungen in SAHARASIA finden sich allerorten, während es generell keinerlei Anzeichen für die damalige Existenz von Patrismus gibt. DeMEO vertritt die Ansicht, dass der Matrismus die früheste, oiginäre und angeborene Form menschlichen Verhaltens und gesellschaftlicher Organisation darstellt, indes der Patrismus, aufrechterhalten durch traumatisierende soziale Institutionen, beim Homo sapiens erstmals in SAHARASIA unter dem Einfluss schwerster Dürren, Hungersnöten und dadurch erzwungener Migration in Erscheinung trat.

 

Die psychologischen Erkenntnisse Wilhelm REICHs ( 1935, 1942, 1945, 1949, 1953, 1967, 1983) ermöglichen das Verständnis der Mechanismen, durch welche sich patristische, gewalttätige und charakterlich gepanzerte Verhaltensweisen etablieren und fortbestehen, lange nachdem das auslösende Trauma vergangen ist. Die Forschungen DeMEOs konzentriere sich auf einen großen Komplex traumatischer und repressiver Einstellungen, Verhaltensweisen, gesellschaftlicher Gepflogenheiten und Institutionen, die mit Gewalt und Krieg in Zusammenhang stehen.

 

Die Studie befasst sich mit den klinischen und kulturvergleichenden Beobachtungen biologischer Bedürfnisse von Säuglingen, Kindern und Jugendlichen, den unterdrückenden und zerstörerischen Folgen, die bestimmte soziale Institutionen und harte Lebensbedingungen für diese Bedürfnisse haben, sowie den Konsequenzen, die sich daraus für das Verhalten der Betroffenen ergeben. DeMEO verdeutlicht die kausale Beziehung zwischen traumatischen und repressiven sozialen Einrichtungen einerseits und destruktiver Aggression und Krieg andererseits.

 

DeMEOs Forschungen bestätigen die These von der Existenz einer einstigen historischen  Epoche relativ friedlicher Gesellschaften rund um die Welt, in welchem Krieg, Männerherrschaft und destruktive Aggression entweder völlig fehlten oder nur in sehr geringem Ausmaß vorhanden waren. Weiterhin konnten die genauen Zeiträume als auch die Regionen der Erde bestimmt werden, in denen sich ehemals friedliche, demokratische und gleichberechtigt strukturierte menschliche Gemeinschaften erstmalig in gewalthaltige, kriegerische und despotische Kulturen verwandelten.

 

Voraussetzungen für die Forschungsresultate DeMEOs waren

 

1.) neuere paläoklimatische und archäologische Funde, die früher übersehene Sozial- und Umweltbedingungen offenbarten und

2.) die Entwicklung einer riesigen globalen Datenbank mit den völkerkundlichen und anthropologischen Forschungsresultaten mit mehr als Tausend verschiedener Kulturen.  Die Erfindung des Personal Computers ermöglichte den einfachen Zugang zu diesen Daten  und die Anfertigung von „Weltverhaltenskarten“ binnen weniger Jahre, was sonst eine Lebensaufgabe gewesen wäre.

 


DeMEOs Forschungsarbeit war auf eine Überprüfung der sexualökonomischen Theorie Wilhelm REICHs ausgerichtet.


 


Es wurde eine globale geographische Analyse sozialer Faktoren vorgenommen, die mit sexueller Unterdrückung und Kindheitstraumata in Verbindung stehen.


 


REICHs Theorie beschreibt destruktive Aggression und sadistische Gewalt des Homo sapiens als einen völlig unnatürlichen Zustand, welcher aus einer traumatisch bedingten chronischen Hemmung der Atmung, des emotionalen Ausdrucks  und jeglicher lustorientierter Impulse resultiert.


 


REICH zufolge werden diese Hemmungen und Blockaden der Persönlichkeit mittels bestimmter schmerzvoller und lustfeindlicher Rituale  und sozialer Institutionen verankert, die bewusst oder unbewusst der Bindung zwischen Mutter und Kind sowie zwischen Mann und Frau entgegenwirken.


 


Diese sexualunterdrückenden und repressiven Rituale und sozialen Institutionen existieren sowohl in sogenannten „primitiven“ Subsistenzkulturen als auch bei technologisch entwickelten „zivilisierten“ Gesellschaften.


 


Einige Beispiele für unbewusstes bzw., rationalisiertes Zufügen von Schmerz bei Neugeborenen und Kindern sind:


 


  Trennung und Isolierung des Babys von der Mutter;


 


  Gleichgültigkeit gegenüber Weinen und Schreien des verzweifelten Kindes;


 


 Immobilisierung durch ständiges Festeinwickeln des ganzen Körpers;


 


  Verweigern der Brust bzw. verfrühtes Entwöhnen;


 


 Beschneiden oder Ausschneiden von kindlichen Körperteilen,  meist der Genitalien


 


 Erzwungene Reinlichkeitserziehung, bevor das Kleinkind seine Ausscheidungsfunktionen effektiv kontrollieren kann;


 


 Durch Drohungen oder körperliche Züchtigungen durchgesetzte Forderung, ruhig,    gehorsam und nicht neugierig zu sein.


 


Andere kulturelle Gebräuche, die darauf abzielen, die kindliche und jugendliche Sexualität zu kontrollieren oder zu zerstören, sind das weibliche Jungfräulichkeitsgebot sowie die mittels Strafen und Erzeugung von Schuldgefühlen erzwungenen arrangierten Ehen.


 


Die Erwartung, Schmerzen auszuhalten, Gefühle zu unterdrücken und älteren Autoritäts-figuren unkritischen Gehorsam in allen Lebensfragen entgegenzubringen, zählt zu den zentralen Aspekten derartig repressiver sozialer Strukturen.


 


REICH zufolge verankert sich durch peinigende und lustfeindliche Rituale und repressive Moralanforderungen in den Heranwachsenden ein chronischer muskulärer Panzer.


 


Es kommt zu Blockaden der vollen Atmung, emotionaler Ausdrucksfähigkeit und vollständiger sexueller Entspannung während des Orgasmus. Der aufgestaute innere Druck treibt den Organismus zu verzerrtem, selbstzerstörerischem und sadistischem Verhalten.


 


MALINOWSKI ( 1927, 1932) berichtete über die sexualfreundliche Kultur der Trobriand-Insulaner. Weitere Beschreibungen liebevoller Naturvölker finden sich bei anderen Ethnologen, z.B. bei ELWIN (1947, 1968) über die Indischen Muria, bei HALLET &RELLE (1973), bei TURNBULL (1961) und bei LIEDLOFF (1980) über Amazonas-Indios und die positive Kindererziehung auf Bali, Indonesien.


 


PRESCOTT (1975) hat eine großangelegte kulturvergleichende Studie über sanftmütige und positive Kulturen einerseits und grausame Kulturen andererseits vorgelegt, um seine These der Somatosensory Affectional Deprivation (SAD-These) zu belegen.


 


Ethnographische Kulturvergleiche haben ergeben, dass Gesellschaften, in denen Säuglinge, Kinder und Jugendliche eine Menge Schmerz und Traumata erleiden und deren emotionelle Ausdrucksfähigkeit  sowie das sexuelle Verlangen der Heranwachsenden zerstört werden, ausnahmslos neurotische, (selbst-) zerstörerische und gewalttätige Verhaltensweisen zeigen.


 


Weiterhin haben weltweite historische Studien kriegerischer, autoritärer und despotischer Staaten die Zusammenhänge zwischen Kindheitstrauma, Sexualunterdrückung, Männerherrs-chaft und Gewaltbereitschaft bestätigt.


 


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