Inhaltsangabe:Einleitung: Bei einem Videojournalismus-Seminar kam uns die Idee, ein Thema, das wir bereits in Radio- und Printbeiträgen aufbereitet hatten, als Dokumentarfilm umzusetzen: Wir nahmen uns vor, rumänische Staatsbürger bei ihrer illegalen Arbeit im Ausland zu begleiten. Eine Sendezusage oder eine andere Finanzierungsmöglichkeit für den Film hatten wir nicht. Dennoch ermöglichte es uns die kleine DV-Kamera, die wir uns kostenlos leihen konnten, das Projekt durchzuführen. Trotz diverser Probleme – Protagonisten sprangen ab und das Drehen an illegalen Arbeitsstellen war entgegen der Zusagen kaum möglich: am Ende stand ein 60-minütiger Dokumentarfilm, der zwar nicht im Fernsehen gezeigt wurde, aber beim Dok Leipzig Markt (Bestandteil des Dokumentarfilmfestivals Leipzig) und beim internationalen VJ-Award lief. Bis vor einigen Jahren wäre dergleichen nicht so leicht möglich gewesen. Mit einer Kamera- und Schnittausrüstung im Wert von weniger als 4.000 Euro kann man heute ohne weiteres hochwertiges Material drehen und schneiden – die technische Qualität günstiger Geräte entspricht der des weitaus teureren Equipments in den Sendeanstalten zunehmend. Wesentliche Ursache dieses Phänomens ist die Digitalisierung, konkret die Entwicklung des ursprünglich lediglich für Consumer-Kameras konzipierten Aufnahmeformates Digital Video (DV), das auch den technischen Ansprüchen vieler Sendeanstalten genügt. Durch die Entwicklung der digitalen Formate DV und für hochauflösendes Fernsehen HDV verwischen die technischen Möglichkeiten von so genannten professionellen, teuren und den weitaus kostengünstigeren semiprofessionellen Kameras immer weiter. Da die Eigenschaften der kleinen DV-Kameras – sie sind schnell und flexibel einsetzbar – vor allem bei dokumentarischen Formaten von Vorteil sind, kündigen viele Filmemacher bereits eine Revolution innerhalb des Dokumentarfilmgenres an. So schreibt etwa Filmautor Christian Bauer: „Dokumentarfilmer sind […] immer die ersten gewesen, die neue technische Möglichkeiten nutzten – und sie haben inhaltlich und ökonomisch profitiert. Selbst alte Fahrensleute, die einst schworen, nie eine Videokamera in die Hand zu nehmen, schwärmen heute von Sony und HDV und meinen damit auch einen anderen Blick auf die Realität. Aber was wir seit dem Beginn des digitalen Zeitalters erleben, ist viel mehr als ein technologischer Sprung.“ Das gesamte Berufsbild und auch das Genre selbst scheinen sich vollkommen zu wandeln: Durch DV und [...]
Leila Knüppel, Journalistin, Studium an der Technischen Universität Dortmund. Abschluss 2008 als Diplomjournalistin. Arbeitet unter anderem bei der Deutschen Welle, dem Deutschlandfunk und als Videojournalistin.
Manfred Götzke, Journalist, Studium an der Technischen Universität Dortmund. Abschluss 2008 als Diplomjournalist. Arbeitet bei der Deutschen Welle als Redakteur und Moderator.
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